Bimodale IT- Die IT der zwei Geschwindigkeiten

Die bimodale IT – Samurai und Ninja

Geprägt wurde der Begriff „Bimodale IT“ von der Gartner Group und beschreibt eine IT der zwei Geschwindigkeiten. Doch was bedeutet das? Zunächst eine kurze Begriffbestimmung von „bimodal“.

Bimodal

Rauschbild-Histogramm

Quelle: Wikipedia

Aus der Mathematik ist die bimodale Verteilung bekannt und drückt in der Statistik eine Häufigkeitsverteilung mit zwei Gipfeln aus.

Die bimodale IT nach Gartner

Bimodale_IT

Wie bereits erwähnt versteht Gartner unter der bimodalen IT eine IT der zwei Geschwindigkeiten: Zu einen die traditionelle IT, die sicherstellt, dass die Geschäftsanwendungen sicher und kostengünstig betrieben werden können und zum anderen die agile IT, die anstehende Veränderungen bereits im Vorfeld erkennt und kurzfristig reagiert, auch wenn die dafür einzusetzenden Methoden, Applikationen und Systeme nicht immer zu der Strategie der traditionellen IT passen.

Um diese beiden Ausprägungen der IT zu verdeutlichen verwendet Gartner das Bild der Samurai- und Ninja-Kämpfer aus dem mittelalterlichen Japan.

Die Samurai verkörpern mit ihrem Ehrenkodex und ihren strengen Richtlinien die traditionelle IT, die Ninja mit ihrem Erfolgswillen um fast jeden Preis und ohne auf Traditionen Rücksicht nehmen zu müssen, die agil ausgeprägte IT.

Bimodale IT – kein „Entweder/Oder“, sondern ein „Sowohl/Als auch“

Bimodale IT - 2 Puzzle-Teile greifen ineinenander

In meinem Blog-Beitrag „Hybrider IT-Leiter – Kombination statt Evolution“ habe ich aufgezeigt, dass der moderne IT-Leiter die Rollen

  • Traditioneller, funktional ausgerichteter IT-Leiter
  • Transformativer IT-Leiter
  • Strategische, visionärer IT-Leiter

in sich vereinen muss, möchte er auch in der Zukunft bestehen. Er verkörpert die Vereinigung dieser 3 Rollen.

Genauso verhält es sich meiner Meinung nach und da gehe ich mit Gartner konform, bei der bimodalen IT. Die moderne IT muss die traditionelle, verlässliche IT mit der agilen, dynamischen und experimentell arbeitenden IT verbinden. So wie zwei aneinander passende Puzzle-Teile verbunden werden können und ineinender greifen.

Der Weg zum Ziel „Bimodale IT“

Team - Plan - Erfolg

Wie kommt man nun zu diesem Ziel „Bimodale IT“?

Meiner Meinung nach wird das nicht in einem „Big Bang“ geschehen können, sondern nur schrittweise.

Ausgangspunkt ist die traditionelle IT, wie sie mit Sicherheit noch in den meisten Unternehmen vorherrscht. Der erste Schritt muss sein, die Mitarbeiter ins „Boot zu holen“, wie es immer so schön heißt. Dies bedeutet, dass jeder IT-Mitarbeiter erkennt, dass die zukünftige IT zusätzlich agile, experimentelle Bestandteile enthalten muss, um langfristig zu überleben. Gleichzeitig muss der Angst entgegengewirkt werden, dass mit dem Entstehen der agilen IT die traditionelle IT an Wichtigkeit verliert. Beide Ausprägungen der IT ergänzen sich am Schluss zu einer effizienten und schlagkräftigen IT.

Normalerweise darf durch den Aufbau einer agilen IT Komponente erst einmal kein Personalaufbau einhergehen. Daher ist es in der Regel – und das ist der zweite Schritt – nur möglich, die „agile IT“ als Projekt innerhalb der IT aufzusetzen und in den allgemeinen IT-Projektplan aufzunehmen. In einer gemeinsamen Runde wird dann das Projektteam „Agile IT“ aufgestellt.

In der Regel gibt es in der IT Mitarbeiter, die beim Schlagwort „agil“ sofort „Feuer und Flamme“ sind, es gibt aber auch Mitarbeiter, die diesem neuen Konzept noch skeptisch gegenüberstehen und auch in der Zukunft mit „Herzblut“ der traditionellen IT treu bleiben möchten. Gut so, denn andernfalls hätte man ein echtes Problem. Daher ist es ganz wichtig immer wieder herauszustellen, dass sichere, performante und zuverlässige IT-Systeme das Rückgrat jedes Unternehmens darstellen und auch das Fundament bilden für die neue agile IT.

Ich hoffe, dass erste Erfolge aus dem Projekt „agile IT“ dann auch dazu führen, dass der Aufbau zusätzlicher Ressourcen möglich wird, um das Ziel zweier gleichberechtigter IT-Teams im Sinne einer bimodalen IT zu erreichen.

Mögliche Gefahren und Probleme

Problem

Ein mögliches Problem habe ich bereits im letzten Abschnitt angesprochen: Was tun, wenn sich die meisten IT-Kolleginnen und -Kollegen lieber der neuen agilen IT mit Ihren Freiheiten beschäftigen möchten und nicht mehr für die traditionelle IT mit ihren Regeln? Hier gilt es immer wieder zu betonen, dass beide Ausprägungen der IT gleichberechtigt nebeneinander stehen und sich idealerweise ergänzen. Es gibt also kein „besser“ oder „schlechter“.

Ein zweites mögliches Problem könnte das IT-Budget sein. Da in der Regel davon ausgegangen werden muss, dass es bis zum Eintreten erster Erfolge für die agile IT kein zusätzliches Budget geben wird, kann ein evtl. notwendiges Budget nur vom Topf der traditionellen IT „abgezwackt“ werden. Und das ist nicht einfach, ist doch das IT-Budget in Regel „auf Kante genäht“.

Konflikte können auch aus Richtung der IT-Sicherheit kommen. Schnelle IT-Lösungen berücksichtigen oft den Aspekt der IT-Sicherheit nicht ausreichend. Agilität und „Highspeed“ bei der Umsetzung erfordern oft den Einsatz von Services, die in einer Public-Cloud beheimatet sind. Wie sicher sind dort die Unternehmensdaten? Wie verhält es sich mit dem Datenschutz? Vor allem, wenn der Diensteanbieter seinen Sitz nicht in Deutschland oder wenigstens in der Europäischen Union hat. Wie sieht es mit den Daten aus, sollte der Serviceprovider den genutzten Dienst einstellen? Gibt es eine Möglichkeit die Daten in einer wiederverwertbaren Form vor der Abschaltung zu exportieren? Die sind alles Fragen, die es in jedem Einzelfall zu beantworten gilt. Und hier ist die langjährige Erfahrung der traditionellen IT zu diesen Themen unverzichtbar.

Zum Schluss noch eine Chance, die eine bimodale IT mit sich bringen kann

Chance_Kreuz_Ass

Jeder in der IT kennt den Begriff „Schatten-IT“, auch schon mal abwertend als „IT in der Besenkammer“ bezeichnet. „Schatten-ITs“ entstehen in den Fachabteilungen eines Unternehmens, weil deren Anforderungen durch eine ausschließlich traditionell ausgeprägte IT oft nicht schnell genug erfüllt werden können. Eine bimodale IT kann helfen diesem Entstehen von Schatten-ITs entgegenzuwirken. Die agile Komponente der bimodalen IT muss quasi wie mit einem „siebten Sinn“ die Bedürfnisse der Fachabteilungen und des gesamten Unternehmens erkennen und Lösungen erarbeiten, bevor es die Fachabteilungen selbst tun.

Resümee

Meiner Meinung nach bietet die Einführung einer bimodalen IT für jedes Unternehmen gerade in Zeiten des digitalen Wandels (Schlagwort „Digitale Transformation“) die Chance, sich am Markt weiterhin zu behaupten und ggf. sogar neue Geschäftsfelder zu erobern.

Auf Ihre Kommentare, Erfahrungen und Anregungen zu diesem Thema bin ich gespannt

Quellen:


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